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LEKTÜRE

Graz! Schreib´s dir von der Seele: InnenWelt

Ina Plattner
Innen-Welt

Es ist diese Schwere, die sich wieder breit macht. Diese Art von Antriebslosigkeit, die sich auf die Brust legt, und sich, wie dichter, grauer Nebel, zwischen dich und die Welt im Außen legt.
Eine Welt, die ohnehin nur noch schemenhaft zu existieren scheint, weit weg, unerreichbar und verschlossen.
Die Orte, die ich früher gern besucht habe, um Zerstreuung zu finden, sind aufgrund der Krise nicht zugänglich und es ist auch nachvollziehbar, warum es im Moment so zu sein hat, aber dennoch zehrt es an der Psyche, dem Leben nicht mehr Raum geben zu können, als es die eigenen vier Wände hergeben.

Draußen herrscht unwirtliche Kälte, während die Natur in ihrem spätherbstlichen Schlaf liegt. Die Menschen sind in dieser Jahreszeit noch mehr an Drinnen gebunden als im Frühjahr und ich frage mich, wie es wohl jenen geht, denen diese Isolation sehr zu schaffen macht.
Weil sie ihre unfreiwillige Isolation quält, weil sie den Austausch mit anderen vermissen oder ihnen die momentane Situation gar Angst macht und es ihnen im Moment schwerfällt, einen Ankerpunkt zu finden.
Jene, die die technischen Möglichkeiten dazu haben, suchen in sozialen Medien nach Kontakten, nach Gesprächen und Trost, aber das Internet überschwemmt uns schier mit Information.
Manches davon abenteuerlich-verschwörerisch-simpel, anderes faktisch, kühl und kompliziert. Vieles, was unsere Aufmerksamkeit zu wecken sucht, uns verführerische „Headlines“ vor die Füße wirft und uns auf die Probe stellt.
„Wäre es nicht schön, wenn es ein Allheilmittel bei jeglicher Erkrankung gäbe?“, flöten die einen, während andere verzweifelt darum kämpfen, „die Wahrheit“ zu finden, die aber so einfach nicht ist, wie viele verbreitete Mythen und hochgelobte „Wundermittelchen höchst alternativer Natur“ es  versprechen mögen.
Vieles davon strotzt nur so vor fantastischen Erzählungen, die nur zu gerne mit der Realität verwechselt werden möchten. Illusionen, die uns weismachen wollen: „Es ist alles so einfach, schaut nur hin.“
Auf dem Silbertablett präsentierte Lösungen, die verführerisch summen: „Denkt doch mal darüber nach!“, im gleichen Atemzug jedoch alle Anregungen, sich selbst zu hinterfragen, kategorisch abschmettern.
Die Wände werden hochgezogen, wenn das Weltbild nicht gleicht. Man zieht sich zurück in die eigene, gemütliche „Bubble“, die serviert, was gehört und gelesen werden will. Selbstbestätigend und unzugänglich für Angehörige anderer Welten.
Endlosschleifen im ewigen Echo des „world wide web“, jeder Mensch auf seiner eigenen Insel im Widerhall der eigenen Worte und Gedanken.
Ich lasse die „Bubble“ an scharfem Verstand platzen und schließe die Sphäre des ewigen Widerhalls mit einem Mausklick. Es ist Zeit, mich auf meine eigene Insel, meine eigene Dimension zurückzuziehen, wo das Außen weit, das Reisen leicht und aufregend ist.
Wo Geheimnisse locken und meine Fantasie mich mitnimmt auf neue Abenteuer, wo faszinierende Charaktere nur darauf warten, entdeckt zu werden und die Welt wieder weit wird.


Buchcover1 Über die Verfasserin:

Sprache, Kreativität und Menschen faszinieren Ina schon seit sie denken kann.
Besonders am Herzen liegen der Wahl-Grazerin dabei Menschen mit psychischer Beeinträchtigung und ihre persönlichen Neigungen, Erlebnisse und Geschichten, weshalb sie sich seit 2014 aktiv für psychisch belastete Menschen einsetzt.

Seit den ersten schreiberischen Gehversuchen als Kleinkind hat Ina einen Traum: Eigene Geschichten in die Welt zu bringen, um Menschen damit zu verzaubern und auf eine Reise in die eigene phantastische Innenwelt mitzunehmen.

→ Ihren ersten, 2017 erstmals erschienenen Roman, gibt es unter folgendem Link zum Download:
https://www.schroedingersbox.org/bücherbox/