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Medikamente

Meist stellt eine wirksame medikamentöse Therapie eine wichtige Voraussetzung für die optimale Nutzung psychosozialer Therapieangebote und eine Unterstützung der Selbstheilungskräfte dar.

Bei den Psychopharmaka kann man folgende Gruppen unterscheiden:

  • Neuroleptika: Sie werden einerseits zur Behandlung der Symptome bei psychotischen Störungen eingesetzt und dienen andererseits der Senkung des Wiedererkrankungsrisikos. Derzeit kann man zwischen den „typischen“ ( „älteren“/ „konventionellen“/ „klassischen“) und den „atypischen“ („neuen“) Neuroleptika unterscheiden. Von Neuroleptika wird man nicht abhängig!
  • Antidepressiva: Sie werden zur Behandlung depressiver Erkrankungen eingesetzt und wirken stimmungsaufhellend. Es ist wichtig zu wissen, dass Antidepressiva erst nach längerer Einnahmedauer (2-4 Wochen) ihre volle Wirksamkeit entfalten. Sie bergen keine Gefahr der Abhängigkeit.
  • Phasenprophylaktika: Sie verhindern neue Krankheitsphasen bei affektiven und schizoaffektiven Störungen bzw. reduzieren deren Dauer und Ausmaß. Es besteht keine Gefahr der Abhängigkeit.
  • Tranquilizer und Hypnotika: Sie dienen der Behandlung von Angst- und Spannungszuständen und wirken schlafanstoßend. Manchmal werden sie auch am Beginn einer Behandlung mit Antidepressiva eingesetzt, um deren langsamen Wirkungsbeginn zu überbrücken. Sie sollten nicht länger als 3-4 Wochen eingenommen werden, da die Gefahr der Abhängigkeit besteht!


Patient:in und Arzt/Ärztin sollten vertrauensvoll zusammenarbeiten, um das für den Patienten oder die Patientin individuell richtige Medikament und die richtige Dosierung herausfinden zu können – ein Patentrezept gibt es nicht. Dies setzt große Erfahrung und Fachwissen des Arztes/der Ärztin, sowie Geduld und Mitarbeit des Patienten/der Patientin, aber auch der Angehörigen voraus. Alle Medikamente haben neben ihren erwünschten auch unerwünschte Wirkungen und es ist nötig, den Nutzen der Therapie (z.B. weniger psychotische Symptome, weniger Anspannung, weniger Krankheitsphasen) gegen deren Nachteile (z.B. Müdigkeit, Mundtrockenheit, Zittern, Gewichtszunahme, sexuelle Störungen) abzuwägen. Dafür ist es nötig, dass Patient:in und Arzt/Ärztin gemeinsam klären, welche positiven Wirkungen das Medikament hat und welche unerwünschten Wirkungen für den Patienten oder die Patientin nicht annehmbar sind. Oft werden Symptome der Krankheit mit möglichen unerwünschten Wirkungen der Medikamente verwechselt.

Psychopharmaka gehören heute zu den am häufigsten verordneten Medikamenten. Mit ihrer Entwicklung haben sich die Behandlungsmöglichkeiten seelischer Erkrankungen wesentlich verbessert und sie haben entscheidend zu einer menschenwürdigeren Psychiatrie beigetragen. Nichtsdestotrotz stellen sie aber nur die Basis für weitere Therapien dar, und eine ausschließliche Behandlung einer seelischen Erkrankung mit Medikamenten entspricht nicht der modernen Psychiatrie.