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LEKTÜRE

Moderation von Selbsthilfegruppen. Ein Leitfaden

Selbsthilfe wirkt!

Selbsthilfegruppen für Angehörige und Betroffene sind heute weitgehend anerkannt und zwar nicht nur von Angehörigen und Betroffenen selbst, sondern auch von vielen ProfessionistInnen. Selbsthilfegruppen bieten auch bei psychischen Problemen eine sehr effektive, niederschwellige Unterstützung. Professionelle Hilfe kann dadurch zwar nicht ersetzt, jedoch sinnvoll ergänzt werden. Denn durch den Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen erfährt man Entlastung bei psychischen Problemen, gewinnt im besten Fall neue Perspektiven gegenüber seiner Erkrankung und findet vielleicht einen effektiven Weg der Genesung. Außerdem können regelmäßige Treffen ein stabilisierender Fixpunkt im Alltag von Betroffenen sein und sie aus einer Isolation führen, in die sie durch ihre Erkrankung geraten sind.

Damit sich eine Selbsthilfegruppe überhaupt etablieren kann, ist es von Vorteil, über die Grundprinzipien der Moderation beziehungsweise der Begleitung einer Selbsthilfegruppe Bescheid zu wissen. Die vorliegende Publikation soll daher Mut machen, die Moderation einer Selbsthilfegruppe zu übernehmen oder selbst eine Gruppe zu gründen, soll auch eine Orientierung für Menschen sein, die zum ersten Mal davor stehen, eine Selbsthilfegruppe zu gründen und zu moderieren. Aber auch erfahrene ModeratorInnen finden in dem Leitfaden Hinweise, wie sie z. B. mit schwierigen Situationen im Rahmen ihrer Gruppe umgehen könnten. Die erfahrene Autorin unterscheidet übrigens bewusst zwischen Leitung und Moderation bzw. Begleitung. Sie meint, es gehe nicht darum, TeilnehmerInnen Ratschläge zu geben, sondern darum, diese auf ihrem Weg achtsam und wertschätzend zu begleiten. Jeder solle so ermutigt werden, seinen Erfahrungsschatz in die Gruppe einzubringen und seinen ganz individuellen Nutzen aus der Gruppe zu ziehen.

Die Autorin stellt Werkzeuge vor, die hilfreich sein könnten, aber nicht zwingend für das Gelingen einer Gruppe notwendig sind. Die Entscheidung, was hilfreich sein könnte, liegt bei den LeserInnen selbst. Wesentlich ist aber, ob sich die TeilnehmerInnen in einer Gruppe aufgehoben und angenommen fühlen und die Besuche als hilfreich empfinden. Dementsprechend kann der Leitfaden als Inspirationsquelle, als Nachschlagewerk oder als Einführung bei der Etablierung einer Gruppe verstanden werden. Die Autorin stellt u. a. Formen und Settings einer Gruppe vor, gibt Tipps für die Gewinnung von Mitgliedern, behandelt organisatorische und finanzielle Fragen, Grundprinzipien der Moderation, Kommunikation und Konfliktlösung sowie den Umgang mit heiklen Themen und Probleme von Betroffenen und Angehörigen. Ergänzt durch Download-Material für die direkte Anwendung in einer Selbsthilfegruppe und Literaturempfehlungen erhält man mit dem vorliegenden Buch einen umfassenden Begleiter für Gesprächs- und Selbsthilfegruppen.

Janine Berg-Peer
„Moderation von Selbsthilfegruppen“
Ein Leitfaden

Psychiatrie Verlag GmbH, Köln 2016
ISBN 978-3-88414-651-4

Über die Autorin
Janine Berg-Peer, M. a. Soziologie, hat langjährige Erfahrung als Autorin, Karriereberaterin, Mediatorin, Coach und als Angehörige von Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung. Ihre Mutter litt an einer bipolaren Störung, vor 20 Jahren wurde auch bei einem ihrer vier Kinder eine psychische Erkrankung diagnostiziert. Berg-Peer ist Mitglied im Bundesverband der Angehörigen BapK e.V. und deutsche Repräsentantin bei EUFAMI, der europäischen Dachorganisation der Angehörigenverbände.

LINK: janinebergpeer.de