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AKTUELLES

09.09.2012

Welttag der Suizidprävention

Am Montag, den 10. September war Welttag der Suizidprävention. 800 ehrenamtliche Mitarbeiter der Telefonseelsorge stehen für Telefon- und Online-Beratung rund um die Uhr zur Verfügung.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sterben mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten, illegale Drogen und Aids zusammen. Diese Zahlen seien weitgehend unbekannt, das Interesse am Thema dementsprechend gering. Besonders suizidgefährdet seien vor allem  Menschen ab 60 Jahre. Die verbreitete Annahme, dass sich besonders viele junge Menschen das Leben nehmen, sei ein Irrtum. “Jeder zweite Suizid einer Frau ist der einer über 60-Jährigen”, heißt es.  Gründe dafür sind häufig soziale Isolierung und Hoffnungslosigkeit vieler älterer Menschen. Es fehle aber an gesellschaftlichen Bemühungen, den Ursachen vorzubeugen. So gebe es zu wenig Hilfsangebote für suizidgefährdete ältere Menschen. Vorhandene Angebote würden – vor allem aus Angst und Scham – kaum angenommen.

Eine besondere Problemgruppe für die Suizidprävention seien in Europa, wie auch in Deutschland, Personen mit Migrationshintergrund. Neue EU-Studien zeigten teilweise bis 4fach erhöhte Suizidversuchsraten, besonders bei jungen Frauen. Leider erhielten sie nach Suizidversuchen häufig auch weniger und nicht ausreichende therapeutische Angebote.
Mit Sorge sehen die Suizidologen auch auf die wirtschaftliche Entwicklung. Untersuchungen auf EU-Ebene zeigten nämlich, dass ein Ansteigen der Arbeitslosigkeitsraten mit einem deutlichen Ansteigen der Suizidraten einhergehe. Einer der Ursachenfaktoren sei auch der zunehmende Leistungsdruck, dem Arbeitnehmer ausgesetzt seien, wie sie auch die neueren Krankheitsstatistiken von Krankenkassen zeigten.
Als wichtigste Aufgabe sehen es daher das Nationale Suizidpräventionsprogramm  an dem mehr als 80 Organisationen und 200 Wissenschaftler mitarbeiten, wie auch die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention an, Öffentlichkeitsarbeit zu leisten und gefährdete Personen zu erreichen.

Auf diesem Hintergrund haben die Internationale Vereinigung für Suizidprävention (IASP) und die Welt-Gesundheitsorganisation (WHO) den 10. September zum Welt-Suizid-Präventionstag (World Suicide Prevention Day) ausgerufen. Jedes Jahr finden an diesem Tag eine Vielzahl von Aktionen statt, um über Suizidalität und mögliche Hilfen zu informieren und so der Tabuisierung entgegenzuwirken.

Zum Interview „Pathos der Freiheit gibt es nicht“


Telefonseelsorge in Bereitschaft

Auf das breite Beratungsangebot und die Erreichbarkeit rund um die Uhr verweist die "Telefonseelsorge 142" angesichts des "Welttages der Suizidprävention". Rund 800 ehrenamtliche und speziell geschulte Mitarbeiter stehen 24 Stunden am Tag unter der österreichweiten kostenlosen Notrufnummer 142 für Gespräche und Beratungen zur Verfügung.
1.261 Menschen nahmen sich 2010 in Österreich das Leben. Weltweit sterben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO jährlich eine Million Menschen durch Suizid. Suizidprävention gehöre daher zu den zentralen Aufgabenbereichen der Telefonseelsorge, berichtet etwa Gerhard Darmann, Leiter der Telefonseelsorge in Salzburg. "Wir wollen einen großen Beitrag zur Suizidprävention leisten und Menschen in Ausnahmesituationen helfen."
Neben dem klassischen telefonischen Angebot erfreue sich auch die Online-Beratung immer größerer Beliebtheit. So zog die von der katholischen und evangelischen Kirche gleichermaßen getragene Telefonseelsorge jüngst bei einer Pressekonferenz eine positive Zwischenbilanz zum Start des neuen Beratungsangebots auf www.onlineberatung-telefonseelsorge.at.
In den ersten neun Monaten seit dem Start seien bereits rund 850 E-Mails eingegangen - selbstverständlich verschlüsselt und anonymisiert, wie die Betreiber versichern. Auffällig sei dabei, dass der Anteil jener Menschen, die Suizidgedanken auch ausdrücklich äußern, bei E-Mails mit rund 10 Prozent deutlich höher ist als bei der Telefonberatung.

LINKS:
www.telefonseelsorge.at
www.onlineberatung-telefonseelsorge.at


Österreichische Gesellschaft für Suizidprävention

Die Österreichische Gesellschaft für Suizidprävention wurde im Jahr 1985 ins Leben gerufen, als der XIII Internationale Kongress der IASP nach der Gründungstagung 1960 in Wien neuerlich in Österreich stattfand. Die ÖGS beschäftigt sich als offizielle österreichische Dachorganisation mit der Förderung von Suizidprävention und Suizidforschung. Auf der Basis nationaler und internationaler wissenschaftlicher Erkenntnisse werden unter Berücksichtigung lokaler Gegebenheiten Präventionsprogramme und Initiativen durchgeführt, Partnerorganisationen unterstützt sowie Fortbildungen und wissenschaftliche Kongresse veranstaltet.
Über die größte wissenschaftliche Vereinigung International Association for Suicide Prevention (IASP) ist die ÖGS an internationalen Programmen der IASP und WHO beteiligt. Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) gibt die ÖGS das deutschsprachige wissenschaftliche Fachjournal Suizidprophylaxe im Peer-review-Verfahren heraus.
Eines der wesentlichen Ziele der ÖGS ist die gemeinsame Implementierung eines Nationalen Suizidpräventionsplans.
Gemeinsam mit pro mente austria und anderen Organisationen wird der Nationale Suizidpräventionsplan (SUPRA) umgesetzt. Die ÖGS ist zudem bemüht, Hilfe und Unterstützung beim Aufbau und der Vernetzung von Selbsthilfegruppen für Hinterbliebene nach Suizid anzubieten.

Die Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie veranstaltet regelmäßig wissenschaftliche Kongresse. Die AG Krisenintervention und Suizidprävention ist ein fixer Bestandteil einer Sektion der ÖGPP und ist mit einem eigenen Symposium vertreten. Dabei werden aktuelle österreichische und internationale Ergebnisse der Suizidforschung präsentiert.
Die ÖGS unterstützt einschlägige lokale Aktivitäten, Vereine und Personen. Sie fördert insbesondere die Vernetzung von Prävention und Forschung sowie Unterstützungsinitiativen von Hinterbliebenen nach Suizid.

LINK:
www.suizidpraevention.at/


!FILMTIPP

SUICIDE CLUB | Ein Film von Olaf Saumer

Bei Sonnenaufgang treffen sich fünf Menschen auf einem Hochhausdach, um gemeinsam in den Tod zu springen. Fünf völlig unterschiedliche Charaktere. Keiner weiß von dem anderen, warum und weshalb dem Leben ein jähes Ende gesetzt werden soll. Nicht einmal die Namen wissen sie voneinander. Nur der unmittelbar bevorstehende gemeinsame Suizid verbindet alle auf eine tragische und bizarre Weise. Doch durch eine absurde Verkettung von Ereignissen, müssen sie ihren Plan verschieben und gemeinsam dort oben bis zum Abend ausharren. Einer Insel inmitten des alltäglichen Trubels der Stadt, auf der die Fünf abgeschottet ganz in ihrer eigenen Welt für sich sind. Aus gegenseitiger Distanz und Ablehnung entwickelt sich eine ungeahnte Gemeinschaft. Sie erleben einen Tag, den keiner der Fünf vergessen wird.

Länge: ca. 96 Minuten / Auf DVD erhältlich!

LINK ZUM TRAILER:
www.suicide-club.de/