achterbahn

AKTUELLES

25.03.2020

Was eine Schülerin über den Verein Achterbahn denkt…

Die kritische Betrachtung einer Schülerin des BG/BRG Pestalozzi in Graz über den Umgang mit Menschen, die psychisch krank sind und den Wert von Betroffeneninitiativen...


6a-Klasse BG/BRG Petsalozzi
    6a-Klasse BG/BRG Pestalozzi mit Kurt Senekovic

Im Dezember 2019 haben sich die Schülerinnen und Schüler der 6a Klasse des BG/BRG Pestalozzi in Graz in den Dienst der guten Sache gestellt und für den Verein Achterbahn Spenden gesammelt. Dabei ist eine schöne Summe zusammengekommen. Als Dank dafür lud der Verein Achterbahn die ganze Klasse im Jänner zu einem Frühstück in das Achterbahn Klubhaus in Graz ein. Die Begegnung mit diesen aufgeschlossenen Jugendlichen hat das Team Achterbahn um Kurt Senekovic sehr bewegt und einmal mehr aufgezeigt, dass unsere Jugend nicht verloren ist, wie es heute von vielen befürchtet wird, sondern sich im Gegenteil bis auf wenige Ausnahmen bereit zeigt, sich für die Schwachen in unserer Gesellschaft einzusetzen.

Lesen Sie nachfolgend die kritische Betrachtung einer dieser Schülerinnen und Schüler über den Umgang mit Menschen, die psychisch krank sind und die Stigmatisierung von psychischer Erkrankung in unserer Gesellschaft . Die Begegnung mit dem Achterbahn Team hat sie dazu bewogen. (*)

ACHTERBAHN
von Maria-Christin Kainz

"Mich hat die Arbeit vom Verein Achterbahn sehr fasziniert. Die Arbeit mit psychisch kranken Menschen empfinde ich persönlich als sehr wichtig. Oft werden diese Menschen vergessen und ignoriert, weil sie in irgendeiner Weise nicht in unsere Gesellschaft passen. So hart es auch klingen mag, aber unsere leistungsorientierte Gesellschaft verlangt den perfekten Menschen, der fähig ist, jedem Druck stand zu halten. Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen entsprechen nicht diesen Erwartungen und gehören somit zu den Außenseitern. Dass es vor allem für diese Menschen wichtig ist, integriert, aufgenommen und verstanden zu werden, scheint hier nicht wichtig zu sein. Gerade deshalb finde ich die Arbeit von Herrn Senekovic und seinem Team so essenziell. Traurig macht mich dabei nur, dass diese wichtige Arbeit von einem Mann verrichtet werden muss, der am eigenen Körper erfahren musste, wie es ist, unter solchen Erkrankungen zu leiden. Ansonsten ist es augenscheinlich nicht möglich Leuten, die Hilfe brauchen, diese auch anzubieten. Wenn man krank ist geht man zum Arzt, hat man Probleme mit der Wirbelsäule besucht man einen Orthopäden, wenn man Zahnschmerzen hat, stattet man einem Zahnarzt einen Besuch ab und verliert man seine Sehstärke, kontaktiert man seinen Augenarzt. Diese Dinge sind alle total legitim, aber sollte man Probleme mit der Seele haben, wird man schräg angeschaut, wenn man sagt, dass man einen Psychologen aufsucht. Ich finde es erschreckend, gerade, da wir Menschen definiert sind als Körper mit Seelen. Das was uns auszeichnet, ist in den Augen vieler anscheinend nicht wert, geheilt zu werden. Diese Menschen müssen sich schämen, obwohl die Anzahl an Leuten, die einen Psychologen bräuchten, mindestens genauso hoch ist, wie jene der Menschen, die einen Arzt in Anspruch nehmen. Dabei zeugt es von unheimlicher Stärke, sich helfen zu lassen. Es zeigt, dass man am eigenen Leben hängt und dass einem das eigene Wohlbefinden wichtig ist. Die vielen Menschen, die sich nicht helfen lassen, weil sie es entweder noch nicht erkannt haben, dass sie Hilfe brauchen, oder bei denen der Auftrag über den eigenen Schatten zu springen, einfach zu groß ist, all diese Personen schaden nicht nur sich, sondern auch ihrem Umfeld. Die unzähligen Mütter mit psychischen Erkrankungen, schaden ihren Kindern und die vielen Verwandten belasten ihre gesamte Familie und machen alle krank vor Sorgen. Gerade deshalb ist es so wichtig, dass es Einrichtungen gibt, wie den Verein Achterbahn, eine Anlaufstelle für jene, die an psychischen Erkrankungen leiden. Jeder einzelne in dieser Einrichtung und alle, die gerne eine solche aufsuchen würden, aber sich nicht trauen, all diese Menschen, haben das Recht darauf, dass ihnen geholfen wird und das nur aus einem Grund: Weil es Menschen sind wie du und ich und weil sie ein Recht darauf haben, Hilfe zu empfangen um ihr Leben wieder der gesellschaftlichen Norm anzupassen. Diese Menschen zeigen zumindest, dass sie ein Herz und eine Seele haben, weil sie Menschen sind."

(*) Anmerkung des Vereins Achterbahn: Kurt Senekovic und sein Team arbeiten mit dem Wissen, dass das Angebot des Vereins Achterbahn die professionelle Hilfe nicht ersetzen, aber sinnvoll ergänzen kann.

Die Einrichtungen des Vereins Achterbahn sind aufgrund der Corona-Krise momentan leider geschlossen.  Das Team Achterbahn ist jedoch über facebook, Telefon (0680/3001020, Mo-Fr 10.00-16.00 Uhr) und office@achterbahn.st für alle Menschen mit psychischer Beeinträchtigung in der Steiermark erreichbar.