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AKTUELLES

19.11.2020

Schließung psychiatrischer Stationen für Covid19 Intensivbetten geplant

Bereits im ersten Lockdown der Coronakrise wurden in Österreich psychiatrische Stationen für die Bereitstellung von Covid-19 Intensivbetten geschlossen. Nun steht dies wieder bevor. 


Eschliessung psy stationen Damals wurden diese vorsorglich eingerichteten Intensivbetten durch das Sinken der Infektionszahlen nicht benötigt. Viele PatientInnen mit psychischen Erkrankungen, deren Symptome immerhin so stark waren, dass sie einer stationären Behandlung bedurften, wurden dafür allerdings frühzeitig entlassen. Dies hatte gravierende Folgen für deren gesundheitlichen Zustand. Denn die Betroffenen wurden, soweit  dem Verein Achterbahn bekannt ist, einfach nach Hause geschickt und entweder gar nicht oder erst nach einer bestimmten Zeit fachlich versorgt. Eine psychische Krise kann Menschen durch Suizidgedanken in eine lebensbedrohliche Situation führen. Aber nicht nur das: Viele Angehörige waren damals mit der Situation ebenso überfordert. Ohne fachliche Betreuung kann gerade ein akut psychisch Erkrankter zuhause nicht entsprechend behandelt werden. Dies ist für beide Seiten unzumutbar.

Nichtsdestotrotz sollen nun im 2. Lockdown wieder psychiatrische Stationen zum Zwecke der Errichtung von Intensivbetten für Covid-19 PatientInnen geschlossen und psychiatrische PatientInnen nach Hause entlassen werden. Die daraus resultierenden Folgen für Betroffene werden von den EntscheidungsträgerInnen offensichtlich einfach in Kauf genommen oder ignoriert.

Es käme für FachärztInnen niemals infrage, Menschen mit akuten Herzerkrankungen oder etwa Schlaganfällen einfach aus der stationären Betreuung zu entlassen, um Intensivbetten für Covid-19 Patienten vorzuhalten und somit ein Lebensrisiko gegen das andere einzutauschen. Warum geschieht dies dann im psychischen Bereich? Weil im österreichischen Gesundheitssystem psychiatrische Erkrankungen mit potentieller Lebensgefahr noch immer nicht denselben Stellenwert wie lebensbedrohliche Erkrankungen des somatischen Bereichs haben. 

Die PsychiatriekoordinatorInnen der Bundesländer treffen sich heute in einer Videokonferenz zu dieser Problematik. In diesem Rahmen werden auch die schriftlich eingebrachten Überlegungen von IdEE Österreich, der österreichweiten Interessensvertretung für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung, Eingang finden. 

Verfasserin:
Michaela Wambacher
Leitung
Verein Achterbahn Steiermark

Hinweis:
Der Verein Achterbahn ist durch Michaela Wambacher im Vorstand von IdEE Österreich vertreten.
LINK:
IdEE Österreich