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AKTUELLES

11.10.2022

Michaela Wambacher: Peerarbeiter:innen repräsentativ einbinden

Janssen Mental Health Forum 2022: Expert:innen entwickelten im Dialog Forderungen für eine bessere Versorgung bei chronischer Depression. Achterbahn-Obfrau DI.in Michaela Wambacher plädiert für stärkere Einbindung von Peerarbeiter:innen in die psychosoziale Landschaft.


DI.in Michaela Wambacher, Obfrau des Vereins Achterbahn und Erfahrungsexpertin, unterstrich in ihrem Statement den hohen Bedarf an Erfahrungsexpert:innen in Fach- und Entscheidungsgremien. Es sei bekannt, wie überlastet das Gesundheitssystem im psychosozialen Bereich ist. „Die Peer-Bewegung, die Selbsthilfe, kann hier mit einem niederschwelligen Angebot punkten, nicht zuletzt durch Bewusstseinsbildung bei psychosozialem Fachpersonal.“ Das Potenzial der Selbsthilfe werde allerdings in den meisten Bundesländern zu wenig anerkannt und deshalb nicht ausreichend finanziert.

Zur Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess machte Wambacher ebenso deutlich, dass hier gerne die Expertise geteilt werde. Ihr Ziel sei es, künftige Round Tables mit je einem Drittel Erfahrungsexpert:innen, Fachexpert:innen und Angehörigen besetzt zu wissen. Man fühle sich „immer noch unterrepräsentiert.“ Zum Wiedereingliederungsteilzeitgesetz merkte Wambacher an, dass „dieses ein guter erster Schritt“ sei. Allerdings gebe es viele, „die aus verschiedensten Gründen nicht an ihren ursprünglichen Arbeitsplatz zurückkehren wollen“. Oft spiele „die Scham und die Stigmatisierung“ eine Rolle, an den Arbeitgeber heranzutreten und zu sagen, dass man psychisch krank sei. Menschen, die einen AMS- oder Reha-Geld-Bezug hätten, wollten „arbeiten gehen“. Das „Ausprobieren“ stehe dann im Vordergrund, wenn man aufgrund der Erkrankung noch nicht voll arbeiten könne. „Hier ist das System zu starr, denn es ginge dann nur eine geringfügige Beschäftigung mit begrenzter Arbeitszeit. Bei mehr Stunden wird den Betroffenen das AMS-Geld gestrichen.“ „Hier andere Regelungen zu erzielen, die dafür sorgen, dass die Menschen immer das bekommen, was sie brauchen, wäre sehr hilfreich.“

In der Steiermark sei die fachliche Versorgungslandschaft gut. Die Weiterversorgung von 18-Jährigen, die bisher in der Kinder- und Jugendpsychiatrie behandelt wurden, werde an der Schnittstelle oft zum Problem. „Wenn da nahtlose Übergänge aufgebaut werden könnten, wäre das für die Betroffenen sehr hilfreich. Da könnte auch die Genesungsbegleitung eine wichtige Rolle spielen.“ Zu wenig sei ihr in der Runde auch die psychologische Betreuung und Angehörigenarbeit „in der Familie“ diskutiert worden. „Bei chronischen Depressionen wird noch zu wenig mit der Familie gearbeitet. Da muss mehr in die mobile Arbeit investiert werden.“ Peer-Arbeit könne auch sinnvoll in den entlegeneren Regionen und kleineren Ortschaften eingesetzt werden. Dazu würden aber Ausbildungsmöglichkeiten „und ein Sozialberufegesetz, wo wir vorkommen“ sowie mehr Bereitschaft in Trägerorganisationen, Peer-Arbeiter:innen zu implementieren, benötigt. In Replik wandte Dr.in Eva Höltl ein, dass man mit dem Wiedereingliederungsteilzeitgesetz nach sechs Wochen Krankenstand – egal mit welcher Diagnose – das Recht habe, wieder einzusteigen. „Man stellt sich selbstverständlich nicht vor den Arbeitgeber hin und sagt, dass man psychisch krank ist. Man macht mit fit2work einen Wiedereingliederungsteilzeitplan, unabhängig von der Diagnose, und die Arbeitszeit wird reduziert.“

 

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