Schon seit Jahrzehnten ist der Begriff "Burnout" in aller Munde. Bis heute gibt es keine anerkannte Diagnose für das Erschöpfungssyndrom. Seine Anzeichen sollten jedoch erkannt und ernstgenommen und Handlungen gesetzt werden.
Wir leben in einer Gesellschaft, die nichts verpassen, immer erreichbar sein und dabei Höchstleistungen erzielen will. Immer effizienter wollen wir werden, immer mehr Projekte warten auf Umsetzung und zusätzliche Ausbildungen müssen absolviert werden.
Wir wollen „wettbewerbsfähig“ bleiben, immer die ersten sein und uns stets schon um alles gekümmert haben, bevor es anderen überhaupt erst auffällt. Aufmerksamkeit – Optimierung – Perfektion – und das in jeder Lebenslage: Ob nun im Job oder privat - Ressourcen sollen stets ideal genutzt und optimal eingesetzt werden, nichts "umsonst" gemacht werden.
Viele vergessen unter ständiger Abrufbereitschaft, Stress und Terminen jedoch leider nur zu oft auf die wichtigste Person in ihrem Leben: Sich selbst.
Hobbies, die eigentlich ein großartiger Ausgleich für den fordernden Alltag im Job sind, werden hinten angestellt oder vollkommen vernachlässigt, während der Beruf immer mehr in den Vordergrund tritt und man sich immer weniger Abstand und Ruhe gönnt. Anstatt Erschöpfungszustände ernst zu nehmen, erscheinen Arbeitnehmer:innen - gesellschaftlicher Erwartungshaltung entsprechend - weiterhin "pflichtbewusst" zur Arbeit.
Ein idealer Nährboden für Burnout entsteht.
Gerade im Spaß an der Arbeit liegt die größte Gefahr für Burnout. Wenn Arbeit Leidenschaft bedeutet, neigen viele Menschen dazu, sich mit Leib und Seele in sie zu stürzen, keine oder viel zu wenig Pausen zu machen und den Kopf nicht mehr freibekommen. Die Arbeit wird auch in der Freizeit, die eigentlich der Regeneration dienen soll, zunehmend präsent.
Gerade in sozialen Berufen oder im Gesundheitssektor, wo Menschen häufig mit viel Leidenschaft beschäftigt, dabei zugleich aber ununterbrochen mit den Lebenswelten und Problemen anderer beschäftigt sind, ihnen zuhören und sie unterstützen, treten die Bedürfnisse der Unterstützer:innen schnell in den Hintergrund.
Man ist es gewohnt, zuzuhören und zu helfen und dabei die eigenen Themen ganz hinten anzustellen. Viele verlernen dabei jedoch etwas vermeintlich ganz Essenzielles: Mit anderen über eigene Probleme zu sprechen.
Viele verlieren sich in den Problemen anderer und lernen, alles mit sich selbst auszumachen. Die Folge kann sein, dass man Gefühle nur noch gedämpft, sehr starke Emotionen hingegen aber um ein Vielfaches intensiver wahrnimmt. So sind Menschen, die von Burnout betroffen sind, häufig gereizt, nahe am Wasser gebaut, leiden unter Konzentrationsstörungen, fühlen sich ständig unter Strom und neigen dazu, auch in der Freizeit den Kopf einfach nicht mehr frei zu bekommen.
Burnout-Symptome schleichen sich langsam in den Alltag ein und bleiben daher lange unbemerkt.
Ein starkes Warnsignal für Burnout ist es etwa, sich selbst in der Freizeit mental ständig auf Situationen und Unterhaltungen im Arbeitsalltag vorzubereiten, nichts vergessen zu wollen und deswegen – auch im Urlaub oder nach Dienstschluss – noch "diese eine E-Mail" oder die Nachricht Arbeitskolleg:innen im Gruppenchat zu beantworten.
Auch an Sonn- und Feiertagen.
Leider führt gerade diese – durchaus pflichtbewusste – Haltung zu einem ständigen „Unter-Strom-Stehen“, auch in Zeiten, in denen man eigentlich gar nicht verfügbar sein müsste.
Diese ständige Bereitschaftshaltung schadet im übrigen nicht nur dem und der einzelnen, sondern schwappt beispielsweise als "Vorbild" auch auf Kolleg:innen über. Frei nach dem Motto: „XY beantwortet Nachrichten auch Sonntags, also muss ich das auch machen!“
So verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit immer mehr, die schleichenden Anzeichen von Burnout werden „weggedrückt“ und unter dem Anspruch, "funktionieren" zu müssen, nicht ausreichend ernst genommen.
Der Nebel im Kopf, auch als „Brainfog“ bekannt, setzt ein. Kein klarer Gedanke kann mehr gefasst werden und alles wird als „erdrückend“, als "zu viel" wahrgenommen.
Weitere Warnsignale für Burnout
Von der Arbeit heimkommen und sich zu nichts mehr in der Lage zu fühlen, als auf der Couch zu liegen – selbst Freizeitaktivitäten, wie Treffen mit Freund:innen, Sport, Musik oder Kreativität, die eigentlich Ausgleich sein sollten, werden zum Kraftakt.
Körperliche Symptome wie Verspannungen oder ein geschwächtes Immunsystem gehören zu „klassischen“ Burnout-Warnzeichen. Die meisten Betroffenen leiden außerdem unter Schlafstörungen.
Diese können eine Abwärtsspirale in Gang setzen: Man steht nach wenigen Stunden, oder ganz ohne Schlaf, auf, um zu funktionieren, nichts zu verpassen und Leistung zu erbringen. Durch das Schlafdefizit nimmt die Gedächtnisleistung ab. Unsere Konzentrationsfähigkeit ist gestört und die Vergesslichkeit nimmt zu.
Die Folge: Man möchte noch zuverlässiger werden, macht jedoch noch mehr "Fehler" und der Stress nimmt weiter zu.
Was tun bei Burnout?
***** Podcast-Tipp *****
Tabuthema psychische Überlastung, Burnout und Umgang damit. Ein Sozialfuzzi stellt sich als Worst Practice Beispiel zur Verfügung wie man es nicht machen sollte.
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Weiterführende Links
>> http://alleszuviel.at/index.html
>> https://www.orthomol.com/de-de/lebenswelten/nerven-psyche-stress/burnout-phasen-verlauf