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AKTUELLES

08.03.2023

Internationaler Frauentag: Viel ist erreicht, viel ist noch zu tun

Einiges hat sich in Bezug auf Gleichberechtigung von Frauen bereits getan. Insbesondere aktuelle Diskurse zeigen aber, wo Österreich in dieser Hinsicht noch Aufholbedarf hat.


Der internationale Frauentag entstand als Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg, um sich für die Gleichberechtigung von Frauen einzusetzen. Im Rahmen dieser Bewegung wurde das Wahlrecht für Frauen sowie die Emanzipation von Arbeiterinnen erwirkt.
Bis heute erinnert der Tag an die historischen Kämpfe für Frauen als gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft, sowie daran, dass auch heute noch ein weiter Weg zu tatsächlicher gesellschaftlicher Gleichberechtigung vor uns liegt.

Wer in Österreich als Mädchen zur Welt kommt, ist auch 2023 noch mit unzähligen Geschlechterklischees und Erwartungen konfrontiert. Unsere Gesellschaft gibt auch heute Lebensentwürfe vor, die nicht nur in hohem Maße herausfordern, sondern mitunter überfordern, verunsichern und damit der psychischen Gesundheit zusetzen können.

Viele – zumeist unterschwellig transportierte – gesellschaftliche Stereotype und Erwartungen, die uns von Kindesbeinen an vermittelt werden, sehen für Mädchen und Jungen unterschiedliche Lebensentwürfe vor. Ein für konstruktive Veränderungen im System so essenzielles Abweichen ist nicht immer einfach und wird mit negativen Konsequenzen quittiert. Insbesondere Frauen finden sich häufig in prekären Verhältnissen wieder – sei es nun beruflicher oder privater Natur.
Aktuell gibt es in Österreich viele Baustellen, die im Hinblick auf Gleichberechtigungoffen noch offen sind.
Die gute Nachricht: Von der Gleichberechtigung aller Menschen profitiert eine Gesellschaft als Ganzes. Diesbezüglich wurde bereits einiges erreicht und es wird auch weiterhin daran gearbeitet. (Näheres >> HIER

Aber wie sieht es im Moment in Österreich aus?
Frauen verrichten auch heute noch den Großteil so genannter Care-Arbeit. Das bedeutet, dass es vor allem weibliche Personen sind, die – meist unbezahlte und damit gesellschaftlich „unsichtbare“ und nicht wertgeschätzte, jedoch so essenziell wichtige – Pflegearbeit mit Kindern oder zu pflegenden Angehörigen übernehmen (müssen).
Auch im Privaten – was sich insbesondere in der Zeit der Pandemie gezeigt hat – sind es Frauen, die häufig zurückstecken, um den Haushalt zu machen, Kinder zu versorgen, mit ihnen zu lernen und die Organisation des Alltags der ganzen Familie zu übernehmen. Die Neigungen, Talente und - nicht zuletzt damit auch die Bedürfnisse von Frauen verschwinden dahinter leider allzu oft, womit nicht nur im Individuum, sondern auch im umgebenden System Ressourcen ungenutzt versiegen.

Die meisten Menschen wünschen sich eigene Kinder - die Arbeit bleibt zum größten Teil den Müttern
Acht von zehn Vätern in Österreich gehen NICHT in Karenz. Dies wird von Männern weder erwartet noch verlangt. Für Männer scheint sich mit der Geburt des eigenen Kindes kaum etwas, für die Frau nahezu alles zu verändern. Das tradierte Rollenbild vom Partnerschaftsbild „Ernährer“ und „Hausfrau und Mutter“ ist bis heute präsent und lässt wenig Spielraum für das Individuum.

Gerade weil tradierte Rollenbilder den Platz von Frauen vor allem als Mütter und damit für die Versorgung von Kindern und Haushalt vorsieht, haben es Frauen bereits beim Berufseinstieg schwerer als ihre männlichen Mitbewerber. Während bei Frauen oft automatisch von einem Kinderwunsch und folglich einem Ausfall aufgrund von Schwangerschaft und Kinderbetreuung ausgegangen wird, ist dies bei Männern selten Thema.

Immer wieder liest man von der „Vereinbarkeit“ von Beruf und Familie – meistens wird das Thema in Bezug auf Frauen und Kinderbetreuung geführt. Selten kommt dabei zur Sprache, dass eine Vollzeitbeschäftigung, wie wir sie heute verstehen, im Grundprinzip auf jemanden ausgerichtet ist, die mit einer Person zusammenlebt, die Haushalt und Reproduktionsarbeit übernimmt (und von der lohnarbeitenden Person versorgt wird), damit die andere Person sich ganz der Lohnarbeit hingeben kann. Dieses Modell ist nicht nur nicht mehr zeitgemäß und lebenswirklichkeitsfremd, sondern fördert auch die Altersarmut  v.on Noch seltener wird diskutiert, dass auch Väter selbstverständlich für ihre Kinder da sein sollen und als gleichberechtigtes Elternteil in der Regel auch wollen.

Besonders emotional geführte Debatten gibt es auch um die Frauen, die keine Kinder haben. Insbesondere Frauen, die sich gegen eigene Kinder entscheiden, landen leider häufig im Kreuzfeuer der Kritik.

Frauen können es "eigentlich gar nicht richtig machen"
Frauen, die aus verschiedenen Gründen keine eigenen Kinder haben oder möchten, werden häufig als „Karrierefrauen“ abgetan. Entscheiden sie sich für Kinder und bleiben zu Hause, werden sie schnell als „faul“ abgestempelt. Nehmen sie rasch nach der Geburt eines Kindes wieder ihre Berufstätigkeit auf, ist der Ruf als „Rabenmutter“ vorprogrammiert.

Eines ist klar: Das Spannungsfeld zwischen Erfüllung sozialer Erwartungen und Pflichten und der eigenen Lebensplanung entwirft eine immer schneller werdende Welt, der man immer seltener gerecht werden kann.

Anspruch auf Verfügbarkeit
Die Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem verschwimmen zunehmend, die Forderung nach Verfügbarkeit und Flexibilität werden drängender. Der „Mental Workload“ nimmt somit - vor allem für Frauen – zu.
Unermüdliches Kreisen um den Beruf, die Planung des Lebens anderer und des eigenen Lebens hat nicht selten Burnout zur Folge.

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Diese Beispiele zeigen: Eine gerechtere Aufteilung der Aufgaben zwischen den Geschlechtern, ein Um- und Neudenken des gesellschaftlich-wirtschaftlichen Systems, zugunsten all ihrer Mitglieder ist dringend notwendig – und eigentlich längst überfällig.

Lasst uns den internationalen Frauentag zum Anlass nehmen, uns gegenseitig zu bestärken und die Bedingungen für Frauen und Mädchen – und folglich für die gesamte Gesellschaft – fairer zu gestalten. Es gibt noch vieles zu tun!

 

Buendnis0803_Logo-700x700 Rund um den internationalen Frauentag gibt es in der ganzen Steiermark Veranstaltungen und Aktionen.
Eine Auflistung aller Termine findet ihr >>HIER 

 

 

Vergangenes Jahr hat die Achterbahn sich dem Thema Gewalt an Frauen gewidmet, einem Thema, das leider nach wie vor gesellschaftlichem Tabu unterliegt.
Eine Betroffene kam zu Wort.
Artikel >> Hier nachlesen