So modern und liberal unsere Gesellschaft heutzutage sein mag, im Bereich der psychischen Krankheiten sind viele alte Vorurteile nach wie vor aktuell: Wir halten Menschen mit psychischen Problemen oft für gefährlich, für untüchtig, für nicht in der Lage, ein eigenständiges Leben zu führen und richtige Entscheidungen zu treffen. Jahrhundertelang ausgegrenzt und abgeschoben, hatten sie dankbar dafür zu sein, dass sie Hilfe, in welcher Form auch immer, bekommen und „versorgt“ sind. Vor dem Hintergrund moderner Therapieformen zeigt sich heute ein großer Spalt zwischen dem, was Menschen mit psychischen Problemen können und dem, was wir sie tun und entscheiden lassen.
Weil Betroffene darum kämpfen müssen, als ExpertInnen in eigener Sache anerkannt zu sein und in die Gesundheitsplanung einbezogen zu werden, hat sich in der Steiermark der Verein Achterbahn gebildet. Seit der Vereinsgründung hat es das Team um Obmann Kurt Senekovic geschafft, ein Netzwerk aufzubauen, in dem sich Menschen gegenseitig stützen können und ihre Vorstellungen eines selbstbestimmten Lebens artikulieren lernen. Wer sich mit den Lebensläufen von psychisch Kranken auseinander setzt, wird so wie ich Bewunderung dafür empfinden, mit welcher Beharrlichkeit und Energie sich die Betroffenen aus den Krisen herausarbeiten mussten und mit welchen Widerständen sie dabei vielfach konfrontiert waren. Insofern sehe ich mein Engagement für die Achterbahn als kleinen Beitrag dafür an, dabei zu helfen, was wohl jeder von uns als sein Grundrecht ansehen würde: Im Falle von Krankheit und Ausgrenzung auf Solidarität hoffen zu können und der Planung der individuellen Hilfe mitbestimmen zu können.
Über August Schmölzer
Schauspieler, Schriftsteller, Herzensbildner