Viele Menschen in Not, die sich an die Caritas wenden, kommen nicht wegen eines einzelnen Problems. Im Gegenteil, wenn Menschen bei der Caritas Hilfe suchen, dann spielen meistens mehrere Problemlagen zusammen und verdichten sich zu einer eisigen Decke der Hoffnungslosigkeit, die immer erdrückender zu werden scheint. Oft kommen zu Armut, Wohnungslosigkeit, Abhängigkeitserkrankungen und sozialer Isolation auch psychische Krankheiten hinzu.
Doch das Eis kann geschmolzen werden – vor allem durch Zuwendung, durch menschliche Wärme, durch Zuhören, durch Menschen, die für einen da sind. Auch psychische Krankheiten können heute in vielen Fällen sehr gut behandelt werden. Sie sind kein dauerhaftes Schicksal, die meisten Beeinträchtigungen lassen sich durch spezielle Therapien sehr gut behandeln. Das wichtigste dabei – neben der medizinischen Behandlung ist auch die soziale Begleitung von psychisch kranken Menschen ganz entscheidend.
Genau dieser Aufgabe hat sich der Verein Achterbahn verschrieben. Die „Plattform für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen“ ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, dass es gelingen kann, das Eis der Hoffnungslosigkeit zum Schmelzen zu bringen. Betroffene stellen ihr Wissen und ihre Erfahrungen im Umgang mit dem Leid, das aus psychischen Krankheiten entsteht, zur Verfügung. So entsteht ein Mehr-Wert, der vor allem darin begründet ist, dass niemand das Gefühl zu haben braucht, allein mit seinem Schicksal fertig werden zu müssen. Betroffene werden so zu Beteiligten gemacht – dieses zeitgemäße Schlagwort aus der sozialen Arbeit erlebt im Verein Achterbahn eine bemerkenswerte Realisation.
Über Franz Küberl
Von 1995 bis 2013 war Franz Küberl Präsident der Caritas Österreich, ab dann Direktor der Caritas Steiermark.